Wachsen-mit-Erinnerung [Eberswalde 2011/2012] |
Denkmal an die ehemalige Synagoge in Eberswalde
Bisher erinnerte nur eine schlichte Steintafel mit kurzer Inschrift an die Zerstörung der Synagoge in Eberswalde am 9. November 1938, der sogenannten „Reichskristallnacht“. Die Stadt Eberswalde beauftragte 2010 verschiedene Künstlerteams ein neues Denkmal oder einen Erinnerungsort für die ehemalige Synagoge zu entwickeln. Ab dem Jahr 2011 wurde ein Denkmals-Entwurf von Hoheisel&Knitz realisiert. Ein wachsendes Denkmal - das sich ständig verändert, das nie fertig sein wird. Konzept:
„Der Ort wurde von seiner bisherigen Bebauung befreit (Garagen und KFZ-Wartungshallen der Polizei). Es wurde nach Fundamentresten der zerstörten Synagoge gesucht. Die Grundmauern wurden im Frühjahr 2012 fast vollständig erhalten unter der Platzoberfläche vorgefunden. Der Kontur der ehemaligen Außenmauern der Synagoge folgend, wurde eine durchgehende, zweieinhalb Meter hohe Umfassung-Mauer errichtet. Sie hat keine Fenster, keine Tür, kein Tor, keinen Eingang, keinen Ausgang. „Die wiedergefundenen Fundamente der zerstörten Synagoge tragen das Denkmal“ Der Innenraum bleibt unbetretbar. Einige kleine Bäumchen wurden am 9. November 2012 im Rahmen einer Gedenkfeier während der Fertigstellung der Mauer-Skulptur dort gepflanzt. Das letzte Wandsegment der Mauer-Skulptur wurde dann eingefügt; das Denkmal wurde verschlossen und bleibt unbetretbar. Der Innenraum wird der natürlichen Vegetationsfolge überlassen. Es wächst was wachsen mag. Forstwissenschaftlich formuliert handelt es sich um eine Naturwaldparzelle - mitten in der Stadt Eberswalde. Mit zunehmendem Wachstum zeichnen die Bäume über die Jahre langsam den Baukörper, das Volumen der ehemaligen Synagoge nach. Wie die Bäume so wächst und verändert sich auch die Erinnerung. Ein wachsendes Denkmal - das sich ständig verändert, sich ständig erneuert, das nie fertig sein wird. Die Außenwände der Mauer tragen eine Inschrift zur jüdischen Geschichte von Eberswalde. Außerhalb der Umfriedung wird die verbleibende Fläche mit Rasen und Bänken, wie eine gewöhnliche Grünanlage in der Stadt gestaltet.
17. Januar 2012: Baubeginn des Denkmalsprojektes und Amcha-Workshop
Photo: Thomas Burckhardt, MOZ
Für die meisten am Denkmals-Projekt Beteiligten völlig unerwartet: Unter einer Beton- und Asphaltschicht finden wir die Fundamente der Synagoge! In den folgenden Wochen konnten wir ca. 90 % des Fundaments wiederentdecken und sichern. Die archäologischen Vermessungsdaten bilden die Grundlage für die exakte Geometrie der späteren Wandskulptur.
Oktober 2012: Die Fundamente der ehemaligen Synagoge
Photo: Thomas Burckhardt, MOZ
9. November 2012: Das Schließen der Wandskulptur (Wachsen mit Erinnerung) |